Wendlingen

Wendlingen

Reichsfreiherr Johann Bertram von Scheidt gen. Weschpfennig hatte aus erster Ehe mit Margaretha geborene von Tengnagel zwei Töchter, Maria und Johanna Margaretha. Nach dem frühen Tod seiner Frau Margaretha heiratete Johann Bertram wider erwarten seiner beiden Töchter die Freiin Berta von Steinen von der er einen Sohn Franz hatte der auf Schloß Heltorf 1624 geboren wurde (Heltorf ist der heutige Besitz des Grafen Spee). Im Jahre 1657 erbte sein Sohn der Reichsfreiherr Franz Josef von Scheidt gen. Weschpfennig von seinem Vater das halbe freiadelige Gut Junkersaurenbach und das Allodialgut (Privat Besitz) Wendlingen, das sein Vater Johann Bertram durch einen Halfmann (Pächter) bewirtschaften ließ.

 

 

 

Gut Wendlingen

 

Die andere hälfte von Junkersaurenbach erhielt seine Halbschwester Johanna Margaretha. Erbstreitigkeiten mit seiner Halbschwester waren wohl die Gründe weshalb Franz auf Junkersaurenbach verzichtete, denn kurz nach dem Tode seines Vaters verkaufte sein Sohn Franz das Allodial Wendlingen an seinen Schwager? Johann Wilhelm von Scheidt gen. Weschpfennig. Nach dem Verkauf Wendlingens zog Franz von Scheidt mit seiner Familie in die Gegend von Magdeburg. Wann er wegzog ist nicht bekannt.

 Auch in Mecklenburg ist eine Familie von Scheidt ohne den Beinamen Weschpfennig ansässig gewesen, denn unser Großvater Franz Albrecht Magnus von Scheidt aus Langenfelde b/Bokel, die vierte Generation nach dem Reichsfreiherr Franz von Scheidt ist dort geboren. Herr von Weschpfennig aus Scheuerfeld an der Sieg, der uns immer bei den Forschungsfahrten im Bergischen begleitete schrieb vor Jahren an das Zentrale Staatsarchiv in Merseburg DDR und bat um Kopien der Akten und Abschriften der Urkunden, es wurde ihm damals nicht genehmigt. Nun zurück nach Wendlingen.

Dietrich von Scheidt gen. Weschpfennig Herr zu Wingenbach und Beuinghausen verzichtete bei der Erbteilung zugunsten seiner Schwester Margarethe auf das Lehngut Beuinghausen, sein ältester Sohn Johann Wilhelm von Scheidt gen. Weschpfennig erbte das Freiadlige Gut Wingenbach und kaufte später von Seinem Schwager?, den Reichsfreiherrn Franz von Scheidt gen. Weschpfennig noch das Gut Wendlingen. Johann Wilhelm war zweimal verheiratet. 1) Anna Maria von Schade 2) Elsa von Rebroich und hinterließ aus seinen beiden Ehen je drei Kinder. Bei der Besitzübernahme Wendlingen hat der neue Besitzer Johann Wilhelm von Scheidt auf Gottesgabe den Homalialeid wegen des von ihm käuflich erworbenen Allodialguts Wendlingen abgeleistet.

 

 

Der Waldbestand gehört auch dazu

 

Nach dem Tode Johann Wilhelms wurde sein ältester Sohn aus erster Ehe, Johann Heinrich von Scheidt gen. Weschpfennig, mit Wendlingen belehnt.

 Es waren wohl keine guten Nachrichten die aus Wendlingen gekommen sind, denn sofort nach dem Ableben Johann Heinrichs wurde auf Wunsch Philipp Wilhelms sein Bruder Carl Matias als Universalerbe Wendlingens eingesetzt. Oberst Philipp Wilhelm Reichsfreiherr von Scheidt gen. Weschpfennig der in österreichischen Dienst stand und nach dem Ausscheiden aus dem Infanterieregiment Nr.24 die Kommandostelle zu Konstanz und Radolfzell bis zu seinem Ableben inne hatte verzichtete auf Erbgleichheit mit Wendlingen. Carl Mathias von Scheidt gen. Weschpfennig stand als Leutnant im Dienste des Fürstbischof von Münster. Verheiratet mit Godula von Gral, von der er zwei Söhne hatte. Carl Mathias der auch noch Herr zu Wingenbach war belehnt seine Schwester Maria Catharina, verheiratet mit dem Richter und Rentmeister des Amtes Windeck, mit dem freiadeligen Gut Wingenbach. Friedrich Heinrich Scherer war wohl ein guter Jurist, aber ein schlechter Landwirt, denn 6 Jahre später mußte er das Gut Wingenbach an den Freiherr Bock von Wülfingen verkaufen. Somit ging wieder ein Besitz derer von Scheidt gen. Weschpfennig verloren. Carl Mathias ist der Stammvater des heute noch im Bergischen blühenden Zweiges, die sich von Weschpfennig nennen. Nach dem Tode Carl Mathias wurde sein Sohn Philipp Wilhelm Universalerbe von Wendlingen, er war Kgl. Preußischer Leutnant. Seine Ehe blieb Kinderlos, deshalb wurde sein Bruder Heinrich mit Wendlingen belehnt. Heinrich von Scheidt gibt später Wendlingen auf und zieht nach Wissen.

Warum?

Heinrichs unstetes Leben mag ihm Ansehen, Ehre, ja Ruhm eingetragen haben, es zehrte aber an der finanziellen Kraft und der wirtschaftlichen Substanz seines Besitzes. Immer wieder gab es Streitigkeiten mit seiner großen Verwandschaft, die sich oft auf alte, nicht erfüllte Versprechungen berufen konnte.

Wie konnte so etwas geschehen? Wenn man bedenkt das zu Wendlingen 180 Morgen Land und 420 Morgen Wald gehörten und von dem damaligen Grafen von Hatzfeld eigenes Jagt- und Fischreirecht hatte.

Im Leben jeder Familie kommt Ebbe und Flut. Die von Scheidts gen. Weschpfennig waren ein hochangesehenes, fleißiges, gesundes, recht langlebiges Geschlecht, doch auch, wie so viele andere Geschlechter, durch schlechte Zeitverhältnisse , Krieg, Herrscherwechsel, Misswuchs, Truppendurchzüge, monatelange Einquatierung deutscher und fremder Nationen, Familienzwiste, Ausstattung der in den meisten Generationen vorhandenen zahlreichen Töchter mit Landgütern, unverschuldete Verluste, manchmal wohl auch zu große Leichtlebigkeit (Noblesse) dem allmähligen wirtschaftlichen Niedergang ausgesetzt. Doch alle ohne Ausnahme ehrenhaft bis auf die Knochen. Kurz sie waren und sind noch getreu ihrem Wahlspruch:

Audacter et constanter (Kühn und allzeit beständig).

Heinrich von Scheidt verheiratet mit Sofie Groos aus Wissen hatte zwei Kinder, einen Sohn Johann Ferdinand Theodor und eine Tochter Maria Pfilippina. Sein Sohn in Wissen geboren, wurde nicht mehr mit Wendlingen belehnt. Johann Nepomuk von Scheidt gen. Weschpfennig, der Sohn von Johann Ferdinand, der auch nicht mehr mit Wendlingen belehnt wurde führte noch einen Prozeß gegen den preußischen Fiskus um die herausgabe der Güter um Freusburg. Diese Belehnungsgesuche vom 27.2.18 und 1821 wurden vom königlichen Lehnhof in Koblenz abgewiesen. Eine nochmalige Klage Johann Nepomuk gegen den Fiskus auf Herausgabe der Lehngüter wurde vom Kreisgericht Altenkirchen am 19.5.1853 ohne Erörterung der materiellen Lage allein unter dem Gesichtspunkt nicht vollständiger Aktivlegimation abgewiesen. Dieses Urteil wurde nach dem Tode Johann Nepomuk von Scheidt gen. Weschpfennig seinen Erben vom Justizsenat Ehrenbreitstein mit Urteil vom 15.3.1864 bestätigt. Wiederum nur auf Grund mangelnder Aktivlegimation.

Die Nachkommen des ehemaligen Allodialguts Wendlingen leben als Bauern und Handwerker.

Auf unserer Forschungsfahrt im Juni 1983 haben wir auch das ehemalige Gut Wendlingen einen Besuch abgestattet. Zwei Familien teilen sich heute den ehemaligen Besitz.

 

 

        Der Hof der heutigen

        Besitzer ist die Hälfte

        des ehemaligen

        Gut Wendlingen

 

 

 

Es sind sehr reiche Bauern mit viel Viehzucht. Nachdem wir uns vorgestellt hatten gab es viel zu erzählen. Wir hatten wieder mal Glück denn der Landwirt den wir besuchten kannte die Geschichte Wendlingens. Nachdem wir uns lange mit ihm Unterhielten fuhren wir mit neuen Erkenntnissen wieder zurück.

 

 

 

                                 Alte Scheune des

                                 Gut Wendlingen

                                 mit neuem Dach

 

 

 

Franz von Scheidt



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